
Werden bipolare Störungen zur neuen Volkskrankheit? Schätzungen gehen davon aus, dass ca. 2-4% der Bevölkerung von sogenannten manisch-depressiven Störungen betroffen sind. Die geflügelten Worte aus Clärchens Lied „Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt …“ von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Drama Egmont beschreiben, hier herausgerissen aus einem situationsabhängigen Zustand, sehr treffend die wechselhaften Stimmungsschwankungen von Personen welche an einer bipolaren Störung leiden. Diese psychische affektive Störung wird auch als manisch, für himmelhoch jauchzend, -depressiven, für zum Tode betrübt, Erkrankung genannt. Dabei kann die extrem willentlich nicht kontrollierbare Stimmungslage der Betroffenen zwischen Hoch- und Tiefstimmung nicht gegensätzlicher sein. Bipolar bezeichnet die Gegenpole wie sie eine Manie (+) und Depression (-) darstellen. Eine Bipolare Erkrankung ist gekennzeichnet durch einen sogenannten episodischen Verlauf welcher aus manischen, hypomanischen, depressiven oder daraus gemischten Episoden besteht. Zwischen diesen Episoden erfolgt in der Regel eine Rückkehr zu einem normalen unauffälligen Niveau. Bipolare Erkrankungen zeigen kein einheitliches Krankheitsbild.

Eine manische Episode zeichnet sich u. a. durch eine unangemessen gereizte oder euphorische Aktivität und Stimmung oft verbunden mit Realitätsverlust und Fehleinschätzungen von Situationen aus.
Symptome und Kennzeichen einer manischen Episode:
- übersteigerte gute Laune
- verringertes Schlafbedürfnis
- schlafloser oft zielloser Tatendrang
- exzessives Verhalten und Handlungen
- erhöhte Impulsivität und Aggressivität
- kreativ, erfinderisch und leistungsfähig
- Bezug zur Realität geht verloren, Größenwahn
- Euphorisch, aufgedreht und unternehmungslustig
- intensive enthusiastische Hochgefühle, Stimmungshoch
- gesteigertes Risikoverhalten mit teilweisen Wahnvorstellungen
- gereizter Stimmungsausschlag verbunden mit Drang zum Reden
- Beschleunigung aller psychischen und physischen Abläufe wie denken, sprechen, handeln und der Motorik
Eine hypomanische Episode ist der Zustand einer weniger stark ausgeprägter Manie mit den bereits aufgezeigten stark abgeschwächten Symptomen. So ist der Betroffene beispielsweise, im Gegensatz zu einer manischen Episode, noch in der Lage die Realität und persönliche Situation zu erfassen und damit Fehleinschätzungen vorzubeugen. Auch werden in diesem Zusammenhang immer wieder Symptome wie vermindertes Schlafbedürfnis und Zerstreutheit beschrieben.

Eine depressive Episode ist gekennzeichnet u. a. durch eine überdurchschnittlich gedrückte teilnahmslose Stimmung und drastisch vermindertem Antrieb. Stark vermindertes Interesse an allen Aktivitäten verbunden mit dem Gefühl von Wertlosigkeit, psychomotorischer Unruhe und teilweiser überdurchschnittlicher Gewichtszunahme bzw. -verlust.
Bipolaren Störungen werden klassifiziert in Bipolar i und Bipolar ii. Darüber hinaus gibt es noch Rapid Cycling, auch oft bezeichnet als Bipolar iii, und Mischformen aus den zuvor genannten Verlaufsformen.
Als Bipolare Störung i wird eine länger andauernde schwer ausgeprägte manische gefolgt von mindestens einer depressiven Episode bezeichnet.
Als Bipolare Störung ii wird eine länger andauernde depressive gefolgt von mindestens einer hypomanischen Episode bezeichnet. Eine ausgeprägte manische Episode fehlt.
Als Bipolare Störung iii oder auch als Rapid Cycling wird bei mehr als vier Stimmungsumschwüngen im Jahr gesprochen.
Die Ursachen für eine bipolare Störung liegen wahrscheinlich bei biologisch genetisch wie auch bei psychosozialen umfeldbedingten Faktoren. Über die genaue Entstehung einer manisch-depressiven Erkrankung ist bisher wenig bekannt. Eine gewisse Rolle spielen u. a. offensichtlich Stoffwechselstörung, hervorgerufen durch aus dem Gleichgewicht gekommene Botenstoffe, im Gehirn und die Umwelt. Oft ist die Behandlung einer bipolaren Erkrankung, mangels Einsicht von Betroffenen, schwierig. Frauen wie Männer sind durchschnittlich gleich häufig von manisch-depressiven Störungen betroffen.
In der Literatur werden im Zusammenhang mit bipolaren Erkrankungen immer wieder bekannte Persönlichkeiten wie Robert Schumann, Vincent van Gogh, Virginia Woolf und Ernest Hemingway genannt.
Sehr ausführlich mit diesem schwierigen Thema befasst sich das Portal www.neue-wege-psychiatrie.de welches eine Anlaufstelle für Betroffene wie für Ärzte darstellen kann. In diesem Zusammenhang sei auf die Informationsbroschüren, zu erreichen auf der Website über den Menüpunkt Service -> Infomaterial, verwiesen. Hier finden sich umfangreiche Informationen so beispielsweise ein „Handbuch Bipolare Störung“ und eine „Patientenbroschüre bipolare Störungen“.