Ein Erfahrungsbericht: Wenige Stunden nach der Geburt bemerkten die Eltern, während sich der Neugeborene streckte, ein ungewöhnliches grobschlägiges Zittern der Arme im gestreckten Zustand. Dieses auffällige Zittern beobachteten sie wenig später auch, während der Säugling gewickelt wurde, an den kleinen gestreckten Beinen. War dies ein ausgeprägter Moro-Reflex, eine Art Schreckreflex, eine Schreckreaktion oder gar Epilepsie? Seltsam dabei war, dass es sich bei den vorliegenden Beobachtungen nicht um schlagartige bzw. stark ruckartige Bewegungen handelte und nur die Arme und Beine, nicht jedoch der Körper betroffen war. Vielmehr war das Zittern vergleichbar mit Bewegungen die wir alle kennen, wenn versucht wird einen schweren Gegenstand mit gestrecktem Arm möglichst lange zu halten und nach einer gewissen Zeit dann die Kraft ausgeht und der Arm anfängt zu zittern.
Anfangs ließen die Eltern dieser Beobachtung keine größere Bedeutung zukommen, doch bald wurden auch die Schwestern der Entbindungsstation auf das immer wieder auftretende bizarre Zittern der Arme und Beine aufmerksam, konnten dies jedoch nicht zuordnen. Besonders auffällig war das Zittern immer dann, wenn der Säugling vermeintlich erschrak oder sich streckte, also die Extremitäten gestreckt waren. Bei angewinkelten Beinen und Armen konnten die Beobachtungen nicht gemacht werden. Mit diesen tiefgreifenden Eindrücken verging der Tag der Geburt glücklich und erschöpft für alle Beteiligten gleichermaßen.
Der Tag zwei begann für den neuen Erdenbewohner mit stark zugeklebten Augen. Eiterfarbenes gelbliches Sekret hatte sich über Nacht gebildet und verklebte, teils getrocknet, die Augenlieder. Daraufhin wurden die Augen tagsüber mehrfach mit einem Tuch und warmen destilliertem Wasser vorsichtig gesäubert. Der Erfolg war jedoch immer nur von kurzer Dauer, denn bereits nach kurzer Zeit waren die frei gewaschenen Augen wieder verklebt. Dieser Umstand bereiteten den Eltern gewisse Sorge und baten daher die diensthabenden Schwestern am Nachmittag des zweiten Tages um Hinzuziehung eines Kinderarztes.
Am späten Nachmittag kam dann auch eine junge Kinderärztin aus der nahegelegenen Kinderabteilung um sich aber nicht die Augen, sondern das aus medizinischer Sicht wesentlich interessantere zittern zu begutachten. Kurzerhand wurde der Mutter erklärt, dass man ihr 48 Stunden altes Kind wegen des fremdartigen Zitterns auf die Intensivstation der Kinderabteilung mitnehmen möchte weil der Verdacht auf eine Stoffwechselerkrankung besteht. Diesem Ansinnen der Ärztin wurde jedoch von den Eltern aufgrund sehr schlechter Erfahrungen mit der Intensivstation dieser Kinderabteilung, nicht zugestimmt. Daraufhin wurde die Dienstleitung der Kinderabteilung eingeschaltet. Nach längerem hin und her und der Nötigung für die Unterzeichnung einer Willenserklärung, einigte man sich auf nachfolgende dreistufige Vorgehensweise.
Die Untersuchung des Blutzuckerwertes, die Erstellung eines großen Blutbildes und die Überwachung der Sauerstoffversorgung für die nächsten 8 Stunden. Gleich vorweg, keiner der drei Punkte zeigte irgendeine Auffälligkeit. Die Diskussion und Auseinandersetzung mit den Kinderärztinnen nagten jedoch unheimlich an den Eltern. Konnten sie sich wirklich täuschen? Sie waren sich innerlich absolut sicher, auch wenn sie sich das mysteriöse Zittern nicht erklären konnten, dass das Kind gesund war. Es gab einfach zu viele Eckpunkte, die gegen eine Erkrankung sprachen.
Während der Schwangerschaft gab es keinerlei Konsum von Alkohol, Tabak und Beruhigungsmittel. Alle Untersuchungen während der, alles andere als einfachen Schwangerschaft, waren ohne eine Auffälligkeit zudem konnten im Vorfeld gewisse Erkrankungen ausgeschlossen werden. Die kurz nach der Geburt gemessenen Blutwerte des Säuglings waren exzellent und subjektiv wie objektiv machte das Kind mit seiner rosigen Hautfarbe und den im Schlaf nach oben neben den Kopf gestreckten Armen einen sehr zufriedenen und ausgeglichenen Eindruck.
Wenn das Kind in unregelmäßigen Abständen mit den Armen und Beinen zitterte oder im Schlaf die Augen plötzlich ganz fest zudrückte hatte man den Eindruck als durchlebe der Säugling nochmals die Geburt bzw. musste mit diesen Bewegungen etwas verarbeiten und war in der Welt noch nicht angekommen. Dieses noch nicht angekommen sein und das damit verbundene Zeit geben, waren für die Eltern der intuitive Schlüssel zu der Frage warum der Säugling zitterte. Um jedoch nicht tatenlos einem Ergebnis entgegenwarten zu müssen, wurde das Kind von den Eltern genauestens beobachtet in der Hoffnung vielleicht ein gewisses Muster zu erkennen. Die damit verbundene stechernste Frage war, ob das Zittern bewusst von der Außenwelt hervorgerufen werden konnte oder ob es unbeeinflussbar von dem kleinen Körper selbst hervorgerufen wurde. Hintergrund dieser Fragestellung war das Krankheitsbild der Epilepsie.
Epilepsie bezeichnet einen spontan auftretenden nicht von außen beeinflussbaren Krampfanfall, der nicht durch eine vorausgegangene erkennbare Ursache hervorgerufen wird. Ein solcher epileptischer Krampfanfall ist die Folge paroxysmaler synchroner Entladungen im Gehirn ausgelöst von Neuronengruppen, die zu plötzlichen unwillkürlichen stereotypen Verhaltens- oder Befindensstörungen führen. In diesem Zusammenhang tauchte auch immer wieder das West-Syndrom, welches eine seltene und schwer zu behandelnde generalisierte maligne Epilepsie ist, auf. Dieses Syndrom ist altersgebunden und tritt bei Säuglingen in der Zeit zwischen dem dritten und zwölften Monat nach der Geburt erstmals auf.
So vergingen die Tage ohne eine merkliche Verbesserung aber auch ohne eine weitere Verschlechterung des Zitterns und die Entlassung aus der Entbindungsstation des Krankenhaus nach Hause in eine gewisse Ungewissheit. Bisher konnten sich weder die betreuten Ärzte der Entbindungsstation noch der Kinderabteilung die scheinbaren groben unkontrollierten Bewegungen der Arme und Beine erklären. So blieb den Eltern nichts weiter übrig sich mit den Symptomen der Epilepsie, des West-Syndroms, des Moro-Reflexes und der Hyperekplexie auseinander zu setzen und vorliegende Bewegungen des Säuglings mit beschriebenen Mustern in der Literatur zu vergleichen.
Es war ein schöner sonniger Frühlingstag in der Früh etwa 14 Tage nach der Geburt, als es zu einer ernsthaften Komplikation kam und in der Folge der Säugling durch diesen Notfall mit dem Rettungswagen, zu einer den Eltern bekannten Kinderarztpraxis, zur Untersuchung gebracht wurde.
Zur Entlassung aus der Praxis kam rein zufällig der den Eltern bekannte Kinderarzt über den Gang und in diesem Moment war wieder das bizarre Zittern des Säuglings zu sehen als er sich streckte. Als wenn es eine absolute Selbstverständlichkeit wäre, sagte der Arzt: „Ach übrigens, nur weil ich gerade das Zittern sehe, gehen Sie damit nicht in eine Kinderklink dort kommen Sie so schnell nicht mehr heraus. Dieses Zittern ist harmlos. Es kommt weil die Nervenenden noch nicht voll entwickelt sind und sollte in ein paar Monaten vorüber sein.“
So war es dann auch. Bereits einen Monat nach dieser Aussage hatte das Zittern merklich abgenommen und als der Säugling 6 Monate alt wurde war es vollkommen verschwunden.
Sicher hätte dieses Zittern auch ganz andere Ursachen haben können, weil jedoch die Eltern in diesem Fall auf Ihre innere Stimme, eng verbunden mit dem was sie sahen, hörten mit einer gehörigen Portion Standfestigkeit, blieb ihrem Kind die Intensivstation einer Kinderklinik erspart.
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