Der Ursprung und die Herkunft des Tarot, früher auch bezeichnet als Tarock oder Tarocchi, sind unklar. Es gibt die Annahme, das Tarot auf ägyptischen Weisheitslehren zurückgeht. Gesichert ist dies Mutmaßung jedoch nicht. Allgemein bekannt ist, dass Spielkarten (Tarotkarten) in Europa seit dem Ende des 14. Jahrhunderts verbreitet sind und Tarot mit seiner esoterischen Auslegung ab dem 15. Jahrhundert in Europa weit verbreitet war.
Tarotkarten sollen es Menschen erlauben, einen Blick in die Zukunft zu werfen oder den Blick nach innen zu richten. Obwohl die spirituelle Praktik umstritten ist, können die psychologischen Aspekte des Kartenlegens für Psychotherapeuten interessant sein. Eine rein rationale Sichtweise zeigt, dass Tarot nicht unbedingt nur eine Spielerei sein muss, sondern einem Menschen durchaus etwas über sich selbst verraten kann.
Tarot ist ein Satz bestehend aus 78 Spielkarten. Die Einteilung erfolgt in die großen Arkana, 22 Karten, und die kleinen Arkana, 56 Farbkarten. Die Tarotkarten sind in unterschiedlichen Variationen erhältlich. Das Rider-Waite-Tarot hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts zu dem beliebtesten und bekannteste Tarot-Deck entwickelt. Inzwischen gibt es jedoch zahlreiche andere Illustrationen. Dabei unterscheiden sich lediglich die Zeichnungen voneinander, die eigentlichen Karten sind dieselben. Im Zeitalter des Internets dürfen selbstverständlich auch digitale Angebote rund um Tarotkarten nicht fehlen. Eine Möglichkeit kostenfrei und interaktiv Tarotkarten online zu legen, bietet zum Beispiel das Portal Tarot de Marseille, welches auch auf Spanisch verfügbar ist.
Der Fragesteller konzentriert sich zunächst auf eine ganz bestimmte Karte und zieht anschließend zehn Karten. Die Internetseite liefert eine allgemeine Auswertung dazu. Der Fragesteller interpretiert die Antwort automatisch aus seiner persönlichen Perspektive. Aus psychologischer Sicht ist deshalb nicht die wörtliche Interpretation entscheidend, sondern die subjektive Auslegung. Die Tarot-Karten dienen in diesem Fall vor allem dazu, Assoziationen zu stimulieren.
Die Methode des freien Assoziierens ist auch in der klassischen Psychoanalyse eine wichtige Technik, um Gedanken und Gefühle zu reflektieren. Mithilfe der Assoziationen können mögliche Ursachen für aktuelle Probleme bewusst gemacht werden. Sigmund Freud ging davon aus, dass bereits dieses Bewusstmachen einen heilenden oder lindernden Effekt hat. Die heutige Psychotherapie betrachtet diese Annahme kritisch, viele Therapierichtungen sehen in der Problemaktualisierung lediglich einen Schritt im therapeutischen Prozess. Auch die moderne Psychoanalyse geht weit über freies Assoziieren hinaus.
Psychotherapeuten arbeiten nicht mit Tarotkarten, doch im therapeutischen Umfeld existieren vergleichbare Hilfsmittel. Insbesondere Kinder- und Jugendtherapeuten nutzen manchmal Bildkarten mit Tieren, die in unterschiedlichen Szenen dargestellt sind. Dadurch können beispielsweise Gefühle verbalisiert werden, die das Kind nicht eigenständig in Worte fassen kann. Erwachsenen, denen der Zugang zu den eigenen Emotionen schwerfällt, können eine solche Kartentechnik ebenfalls erproben.
Psychotherapeuten und Psychologen sollten sich in ihrer Arbeit auf die wissenschaftlichen Aspekte der Kartenarbeit konzentrieren. Therapeuten, die auch spirituelle Dienstleistungen anbieten möchten, sollten diese Arbeit von ihrer Tätigkeit als Psychotherapeut klar abgrenzen, um Patienten nicht zu verwirren.
Auch in unserer aufgeklärten Zeit stellt Tarot ein geheimnisvolles Bindeglied zwischen Gegenwart und Zukunft dar.
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